Joseph Sprißler –
der verhinderte Ehrenbürger

In den aufregenden Monaten um die „Revolution“ von 1848 spielte für die Sulzer eine überraschende Persönlichkeit eine ganz besondere Rolle: Joseph Sprißler, der katholische Pfarrer von Empfingen.
Wegen seiner fortschrittlichen, demokratischen Anschauungen eckte er immer wieder bei seinen Vorgesetzten an. Doch 1848 saß er für sein Land als Abgeordneter im Frankfurter Paulskirchen-Parlament.
Als der „Demokrat“ Robert Blum im Herbst 1848 hingerichtet wurde, hielt Josef Sprißler eine Trauerrede in der Sulzer (evangelischen!) Kirche. Die mutigen Stadtpolitiker im Stadtrat und Bürgerausschuss verliehen dem demokratischen Geistlichen die Ehrenbürgerwürde – für sein Auftreten in Sulz und seinen Einsatz für die Demokratie. Im Dezember 1851 musste Stadtschultheiß Pfäfflin im Protokoll eintragen, diese Ehrung sei ungültig, da der Geehrte als Empfinger ja „Ausländer“ war! Doch ob erlaubt oder nicht: Die Ehre bleibt – Joseph Sprißler war der erste Sulzer Ehrenbürger.

Ein Vortrag von Paul T. Müller am 7. April 2022 im Bürgersaal im Sulzer Rathaus. 

Eine Kooperation mit der VHS Sulz