Graf Eberhard V. firmiert zwar als Gründer der Universität, doch seine Mutter, Mechthild von der Pfalz (1419-1482),
spielte dabei eine wichtige Rolle. War sie doch schon bei der Gründung der Universität Freiburg 1457 durch ihren Gatten Erzherzog Albrecht VI. von Österreich maßgebend beteiligt.
Mit ihrer Hilfe wurde das Stift Sindelfingen nach Tübingen verlegt, welches die wirtschaftliche Grundlage für die zu gründende Hochschule bildete.
Mechthild von der Pfalz
Epitaph in der Tübinger Stiftskirche
Bild: Joachim Mohr
Allein für das Gebälk und die Dachkonstruktion der Alten Burse - einen zwei- beziehungsweise vierstöckigen Bau mit viergeschossigem Dachwerk, der sich bei 13 Metern Breite auf eine Länge von über 52 Meter erstreckt - waren mindestens 460 Stämme bzw. Stammteile von etwa 15 m Länge erforderlich. (Marstaller)
Herzog Eberhard im Bart (Bildquelle)
Dass die Alte Burse und andere Gründungsgebäude der Universität sehr nahe am Neckar liegen, ist wahrscheinlich auch durch den Holztransport per Floß begründet.
Die Universität wurde in der kurzen Zeit von 3 Jahren gebaut und bereits 1477 begann der Vorlesungsbetrieb.
Neckarfront mit Burse (links) und Alter Aula (rechts oben)
Der Bauhistoriker Tilman Marstaller hat außerdem nachgewiesen, dass das Dachwerk über dem Langhaus der Tübinger Stiftskirche auch auf Flößen herantransportiert wurde. An zahlreichen Balken sind noch "Wiedlöcher", auch "Floßaugen" genannt, zu erkennen, durch welche die Stämme mit Wieden zu einem Floß "zusammengeschnürt" worden waren.
Auch an etlichen Fachwerkgebäuden der Tübinger Altstadt aus späterer Zeit kann man deutlich Wiedlöcher ausmachen. Dies belegt anschaulich die Bedeutung der Neckarflößerei auch für den Hausbau in Tübingen.