Sulz

Die Oberamtsstadt Sulz war in vielfacher Hinsicht mit der Flößerei verbunden.

Holzlieferant

Laut Stadtbuch wird im Steuerrevisionsprotokoll von 1730 als Waldbesitz aufgeführt:

Holzhandel

Unter den Handelsgewerben ist von größter Bedeutung der Holzhandel. Die Erzeugnisse der umfangreichen Staats-, Gemeinde- und Privatwaldungen werden theils von auswärtigen größeren Holzhandlunghäusern, theils von im Bezirke angesessenen Holzhändlern erkauft und ohne weitere Bearbeitung als Langholz verflößt; ein kleiner Theil des Nutzholzes nur wird zum eigenen Bedarf des Bezirks in den Sägmühlen des Oberamts weiter verarbeitet; als Ausfuhr können aber ungefähr 5000c'(=50 Klafter) für Schnittwaren angenommen werden. Der größte Theil des Nutzholzes wird als Langholz auf dem Neckar (und dessen Grundbächen) verflößt und kann als Ausfuhr des Oberamtsbezirks angenommen werden ein Quantum von 700,000c'= 7000 Klafter. (Oberamtsbeschreibung)
Durch die Floßbarmachung des obersten Neckars 1728/29 wird Sulz zu einem wichtigen Einbindeplatz und hat Teil am Aufschwung der Flößerei.
Festzug
(Bildquelle)

1841 beim Festzug zum 25jähr. Regierungsjubiläum von König Wilhelm I. von Württ. nimmt auch eine Gruppe von Sulzer Flößern teil. Im Gegensatz zu den vor ihnen marschierenden Flößern aus Freudenstadt, die grüne Aufschläge und rote Westen tragen, sind ihre Aufschläge rot und die Westen grün.

Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammern für das Jahr 1860
Die Flößerei von dem obern Neckar hat, seit derselbe durch bedeutende Kosten und unter den größten Schwierigkeiten bis Rottweil floßbar gemacht ist, einen namhaften Aufschwung genommen. Während noch vor 8-10 Jahren viel Floßholz nach Baden geführt und dort verschifft wurde, werden jetzt aus Baden große Parthieen nach Rottweil gebracht, um von da aus durch Württemberg den Weg nach Mannheim zu machen. Es wird nicht zu hoch gegriffen sein, wenn der jährliche Verdienst, der unseren württembergischen Hauern, Fuhrleuten und Flößern dadurch zugeht, auf 45000 bis 50000 fl. veranschlagt wird.
Die Zunahme des Floßverkehrs kommt auch den Wasserwerksbesitzern zugute,
die oft in einem Tage mehr Durchfahrtsgebühren beziehen, als sie bei ungestörtem Geschäftsbetrieb in 2-3 Tagen verdienen würden.
Über die Flößerei im Oberamt Sulz erfahren wir aus der Oberamtsbeschreibung:
Im Gegs. zu anderen Tälern des Schwarzwaldes, wo das Einbinden und Verflößen von Flößergesellschaften im Accord übernommen wird, wird hier in der Regel sowohl das Einbinden, als das Verflößen im Taglohn auf Rechnung der Händler und nur das Zurüsten des Holzes im Walde zu Floßholz im Accord ausgeführt.
Die Flößer unter der Leitung eines sog. Floßführers fahren meist nur bis Nürtingen oder Canstatt, während dann von dort aus andere der dortigen Floßstraße kundige Flößer den Floß bis Mannheim führen.
Ein Theil der Flöße wird freilich auch schon im Lande selbst, namentlich in Nürtingen oder Canstatt verkauft, während der übrige Theil nach Mannheim geführt und dort verkauft wird.

Im ganzen Oberamtsbezirk sind etwa 50 Flößer ansäßig.

Die beiden Ansichten von Sulz aus dem 19. Jahrhundert zeigen eine Einbindestelle (linkes Bild im Vordergrund links) und ein Neckarfloß (rechtes Bild). Auf dem Wöhrd, jenseits des Flusses, sieht man die Gebäude der Saline. Die Berghänge geben Zeugnis vom Holzverbrauch der Stadt und der Saline.

Einbindestelle alte Aufnahme von Sulz

Floßeinrichtungen

In Sulz gab es zwei Einbindestätten: Schwellvorrichtungen:
Sulz Schleifwehr

Schleifwehr Sulz
Foto: Hermann Wiedenmann

Einbindestelle

Sulz Ende 19. Jh.

Zahl der Flöße (auch aus Rottweil und Oberndorf), die Sulz passiert haben:

1859 119
1860 141
1861 154
1862 168

Holzverbraucher

Bauholz

Große Stadtbrände führten immer wieder zu einem großen Bedarf an Bauholz:
  1. 14. Sept. 1581
    112 Gebäude wurden vernichtet.
    Allein für den Rathausneubau brauchte man 400 Stämme Nadelholz, 33 Eichen und 2 Linden.
    Nicht für die Saline, sondern für 200 Sulzer Häuser wurde Holz in den damals schon rottweilischen Dörfern Irslingen, Böhringen und Epfendorf nach dem Sulzer Stadtbrand von 1581 geschlagen und über den Neckar verflößt - ein Beispiel für die zumindest gelegentliche Langholzflößerei.(Hecht)
  2. 11. Sept. 1720
    71 Gebäude wurden zerstört.
  3. 15. Juli 1794
    194 Häuser, das Brucktor und Teile der Stadtmauer wurden komplett zerstört; zahlreiche weitere Gebäude waren in einem desolaten Zustand.
    Das Forstamt Freudenstadt berichtet am 27.8.1794
    • aus sämtlichen Stadtwaldungen könnten 8000 Stämme aller Sorten abgegeben werden
    • aus den herzoglichen Kammerschreiberwaldungen könnten 3000 Stämme abgegeben werden
    • aus den Salinewaldungen: 100 Stämme
    Aus den Kellereiwaldungen wurden am 15.2.1792 zur Verfügung gestellt: 1100 Stämme Bauholz und 50 Sägebäume
Für die Gradierwerke der Saline, die aus kilometerlangen Holzkonstruktionen bestanden, wurde viel Holz benötigt. Zudem bestand ein Bedarf an Grubenholz, wenn Stollen in den Berg getrieben wurden, um neue Solequellen zu erschließen.

Brennholz

Laut Oberamtsbeschreibung wird Brennholz nicht ausgeführt.

Hauptverbraucher von Brennholz ist natürlich die Saline.

Der bis jetzt früheste Nachweis über die Verwendung von Holz aus Waldungen in etwas größerer Entfernung südlich der Salinen-Stadt fällt ins Jahr 1495. Damals bezog der Sulzer Schultheiß Bernhard Malkasten aus Epfendorf Holz, welches zunächst über den "Fulbach" zum Neckar geflößt, dort gestapelt und dann auf dem Fluss zu seinem Bestimmungsort befördert werden sollte. Der Löwenanteil des über den Neckar vor 1802 von Rottweil her verflößten Holzes war allerdings für die Saline in Sulz bestimmt. Für sie wurde ein Jahresbedarf von rund 4 000 Klaftern errechnet.(Hecht)

Hecht verweist auf die Rottweiler Ratsprotokolle seit 1580, aus denen hervorgeht, wieviel Holz aus dem Rottweilischen nach Sulz gelangte.

JahrMengeHerkunft
1589600 Klafter
1590200 KlafterNeckarburg
1643Epfendorf
16601000 KlafterVillingendorf
1669Dietingen
16763000 KlafterEpfendorf
16769000 KlafterIrslingen
1678Bösingen
1679Herrenzimmern
16931000 KlafterWinzeln

Salinen wurden als "Holzfresser" bezeichnet.
Kein Holz, kein Sud sagt das Sprichwort.
So stand stand die Saline 1602 und 1603 wegen Holzmangel zeitweise still.
1579 besaß die Saline nur 7 Jauchert (1 Jauchert=47,27ar) Wald; Mitte des 18. Jhs bereits nahezu 100 Jauchert. Durch Zukauf von Wald wurde also systematisch darauf hingearbeitet, die Versorgungsbasis abzusichern und von den Schwankungen des Holzmarkts unabhängig zu werden. Außerdem zielten ständige Verfahrens- und Konstruktionsverbesserungen bei der Soleverarbeitung darauf ab, den Holzverbrauch zu verringern.

Welche Bedeutung Holz für die Saline hat, macht ein Vorfall aus der Stadtgeschichte deutlich.
In der Zeit der Bauernaufstände, im April 1525, drohten Bauern das vor den Stadtmauern gelagerte Holz anzuzünden, falls die Stadttore nicht geöffnet würden. Daraufhin wurden die Tore geöffnet, die Stadt wurde geplündert und musste überdies 400 Gulden Brandschatzung bezahlen.

Der Wunsch, das kostbare Holz für die Saline innerhalb der Stadtmauern zu lagern, führte zu Streitigkeiten, die letztlich zur Folge hatten, dass die Saline 1570 auf den Wöhrd verlegt wurde.

Neben der Saline gab es im Oberamt noch zahlreiches holzverzehrendes Gewerbe.
So verzeichnet die Oberamtsbeschreibung:

Bierbrauereien 45
Schildwirthschaften 64
Speise- und Gastwirtschaften 49
Ziegelöfen
Bäckereien
Branntweinbrennereien 84
Schmiedessen
Kalkbrennereien 7
Ziegeleien 10
Laut Stadtbuch bestanden spezielle Holzrechte für:

Kleine Bildergalerie mit alten Fotos von Sulz

Die Bilder geben einen Eindruck davon, wie das alte Wuhr aussah und wie man die alten Einrichtungen nutzte. (Bilder anklicken)