Ihren Wert bekommt diese Sammlung von Grabmälern nicht zuletzt durch die darin dokumentierten Familien. Bereits ein Blick auf die vertretenen Berufe - Vogt, Dekan, Bürgermeister, Stadtschultheiß, Stadtschreiber, Salzfaktor, Handelsmann, Spitalmeister, Amtsarzt - zeigt, dass hier die Oberschicht der Stadt repräsentiert ist. Sie setzte sich überwiegend aus Verwaltungsbeamten der Landesherrschaft zusammen.
An den wiederkehrenden Namen kann man auch ablesen, dass die wichtigen Familien vielfältig zueinander in Beziehung standen, ja miteinander verflochten waren.
- Der Stadtphysikus Reuß ist "Tochtermann" von Johann Albrecht Bengel, dessen Bruder, Joseph, Vogt von Sulz ist.
- Die Ehefrau des Stadtschultheißen Rothmund ist eine Tochter von Johann Hartenstein (Bauer und Handelsmann zu Sulz) aus dessen Ehe mit Maria Catharina Vayhinger, die aus dem bedeutenden Sulzer Handelsgeschlecht stammt.
- Die erste Frau des Salzfaktors Schmid war eine Tochter des Sulzer Stadtschreibers Friedrich Hafenreffer.
- Ludwig Dollmetsch,Waldvogt und Amtsverweser, war verheiratet mit Sibylla Juliana Osiander, Tochter des Dekans Lukas Osiander und Schwester des Salzfaktors Johann Joachim Osiander.
- Auch Spitalmeister Geist war mit einer Tochter des Dekans Lukas Osiander verheiratet.
Kindergräber
Das traurige Kapitel der hohen Kindersterblichkeit in den vergangenen Jahrhunderten wird auch hier anschaulich dokumentiert.- Das früheste Zeugnis ist das vermutliche Grabmal der Kinder des Alpirsbacher Pflegers Wagner.
- Von den 17 Kindern des Salzfaktors Joh. Georg Schmid sterben 10 in jungen Jahren.
- Von den 8 Kindern aus der Ehe Dollmetsch-Osiander erreicht nur eines das Erwachsenenalter.
- Der Amtsarzt Reuß muss sein erstes Kind "nach gezeigter Hoffnung" mit 8 Jahren zu Grabe tragen.
- Die siebenjährige Caroline Heizmann folgt "ihren früher vorangegangenen 4 Geschwistern".
- Auch das Ehepaar Zaisser verliert zwei Kinder in den ersten Ehejahren.
Der Schwiegervater von Reuß, der Theologe Johann Albrecht Bengel, der 6 von seinen 12 Kindern verlor, tröstet sich nach dem Tod eines Kindes:
Wann man in todtenregistern nachsiehet, und einen überschlag machet, so findet sich, daß unter den menschenkindern mehr die Helfte in der unmündigkeit und kindheit stirbt: Da nun Gott bißhero uns 5 Kinder gegeben, und 3 wieder genommen, so können wir doch nicht achten, daß wir vor andern hart angegriffen seyn: Zumalen auch diese zarten Seelen gar ein gutes Loos dadurch erlangt haben. Es hat gewiß was grosses auf sich, dass so viele Menschenseelen, bald nachdem sie auf diese welt kommen, so fort in die andere Welt hingerücket werden: welchemnach die Zahl der Auserwählten meistens von solchen Kleinen erfüllet wird, und diese seyn dann wie die gewächse in einem Garten, die man gleich nach ihrer Zeitigung einheimset; da hingegen die erwachsene gleich seyn den wenigen Pflanzen, die man zum Samen aufhebt, und desto länger in wind, reiffen und regen draussen stehen lassen muß.