7. Stadtschreiber Markus Knaus (1591 - 1622)

Grabmal Stadtschreiber Knaus
ANNO.1.6.22.DEN:28.SEPTEMBRIS
STARB.DER.ERN.VEST.VND.VOR.GE
ACHT.HER.MARCUS.KNAVS.GE.WES
NER.STAT.SCHREIBER.ALHIE.DEM.GOT
GNEDIG.SEIN.WELE.AMEN
ernvest = ehrenfest seit dem 15. Jh. Titel für adlige Herren, später auch moralisch gebraucht
vorgeacht = vor anderen geachtet, hochgeschätzt; in Nr.14 noch gesteigert in "wohlvorgeacht"
"ernvest und vorgeacht" ist eine feste Floskel aus der Kanzlei- und Briefsprache; sie ist auch zu finden auf dem Epitaph für Zacharias Hesch (gest.1594) in der Stadtkirche. (vgl. auch Nr. 24)

Knaus erlebte den Anbruch des Dreißigjährigen Krieges, denn er war zwischen 1616 und 1622 Stadtschreiber. Seine Frau war Katharina Kissling aus Rosenfeld. Sein Bruder war wohl Augustinus Knaus, Pfarrer zuerst in Vöhringen, dann in Aistaig während des Dreißigjährigen Krieges.

Das Amt des Stadtschreibers hatte großes Gewicht. Er war nicht nur Chronist, sondern meist auch Notar und somit für die Beurkundung vieler Verträge zuständig. Da er oft sein Amt längere Zeit inne hatte, stand er für Erfahrung und Kontinuität in der Verwaltung.
Die beiden Epitaphe von Stadtschreibern gehören zu den größten und aufwendigsten an der Friedhofsmauer. Das Grabmal eines weiteren Amtsschreibers, Zacharias Hesch (gest.1594), der es bis zum Untervogt brachte, findet sich in der Stadtkirche von Sulz (Stadtbuch S. 181).

Dieses Grabmal ist eines der ältesten auf dem Friedhof. Über einem Sockel mit dem Textfeld erhebt sich der Hauptbereich. In einem von Ornamenten eingefassten Bogenfeld sehen wir als Relief links den Stadtschreiber, rechts seine Frau. Beide knien am Fuß eines Kruzifixes mit dem Gekreuzigten und der Inschrift INRI. Vor dem Kreuz liegt ein Totenkopf. Dies soll den Sieg Christi über den Tod darstellen. Der Ort, wo sich das Kreuz erhebt, die Schädelstätte Golgatha, wird auch als Grab Adams verstanden.
Über der Ehefrau ist ihr Name eingehauen:

CATHARINA KISLINGEN

Den Abschluss bildet ein Giebelfeld, das kunstvoll aus Voluten gebildet ist. Das Wappen darin wird von ornamentalen Delphinen eingefaßt und zeigt in der Mitte ein Kreuz auf einem Dreiberg, rechts und links davon wohl zwei Siederhaken (Verweis auf die Saline). Aus der Helmzier geht eine Figur hervor, die in der rechten Hand ein Kreuz und in der linken einen Siederhaken, also Bestandteile des Wappens, hält.

Bemerkenswert ist der kunstvolle Aufbau des Grabmals im Renaissance-Stil. Die Personen sind fast realistisch dargestellt. Der Schreiber mit erkennbarer Haartracht und Vollbart trägt eine Halskrause, ein elegantes kurzes Mäntelchen, Kniehose und Schuhe. Die Frau ist mit einem langen Mantel (in stilisiertem Faltenwurf) bekleidet und hat nach Art der verheirateten Frau ein Tuch um das Kinn gelegt.