Eine Holzabrechnung der Saline vom April 1613 gibt indirekt Einblick in die Flößerei auf dem Neckar in der Zeit vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Die Lieferanten mit den entsprechenden Holzmengen und vereinbarten Preisen sind in einem besonderen Teil einzeln aufgeführt.
rechts:
Particular Re / gister
Über Dasz Ime Anno Ein- / Taußent Sechsz Hundert / Unnd / Dreyzehne Erkhauffte / Flotz oder Brenn / Holtz
Offensichtlich wurde in den Frühlingsmonaten der Großteil des Holzbedarfs für etwa ein Jahr sichergestellt. Der April war durch den Wasserstand der geeignete Monat, um per Wildflößerei ("Trift") Klafterholz aus dem Umland auf dem Neckar zu transportieren.
Nur vereinzelt wird Holz, das noch im Herbst zu liefern ist, in der Abrechnung erwähnt.
Ort | Klafter | Schuh |
Boll / Sigmarswangen / Aistaig | 462 | |
via Denkenhauser Bach | ||
Aistaig | 196 | 4 |
Weiden | 367 | 4 |
Hochmössingen | 372 | 5 |
Fluorn | 130 | 5 |
Marschalkenzimmern | 329 | 4 |
Bochingen | 227 | 4 |
Trichtingen | 12 | |
Beffendorf | 86 | |
Altoberndorf | 98 | 2 |
Oberndorf | 110 | 2 |
Sulz | 72 | 2 |
Summe | 2486 | 2 |
Das Holz kostet insgesamt: 1959 Gulden 8 Batzen.
Später in der Abrechnung wird als Gesamtbetrag der für das geflößte Holz aufgewendeten Kosten die Summe von:
2305 Gulden 4 Batzen 15 Heller genannt.
D. h. es kommt eine stattliche Summe von Nebenkosten (ca. 15% der Gesamtsumme) dazu.
In der Abrechnung für das Stand- oder Lagergeld sieht man, wo sich die Sammelpunkte befanden.
Sie lagen natürlich am Neckar, also in Altoberndorf und Oberndorf. Der Hauptlagerplatz war aber beim Ort Aistaig und am Denkenhauserbach bei Aistaig, wo Holz aus Aistaig, Sigmarswangen und Boll lagerte.
Beim Ort Aistaig selbst lagerten von den insgesamt 2466 Klaftern immerhin 1858 Klafter.
Davon stammten 1201 Klafter Holz aus anderen Gemeinden.
Das Holz aus den Gemeinden auf der Hochfläche beidseits des Neckartals - z. B. Weiden, Hochmössingen, Marschalkenzimmern, Bochingen - wird wohl nicht erst 1642, wie Carlé meint, sondern schon früher auf einer oder mehreren Riesen zum Tal hinabbefördert und dort in den Neckar eingeworfen worden sein.
Das Flößen selber verlief nicht problemlos.
Es wurde zuviel Holz in zu kurzer Zeit in den Neckar eingeworfen, so dass 6 - 8 Mann an 3 Tagen damit beschäftigt waren, die schwimmende Masse in Bewegung zu halten. Offensichtlich hatten die "Neckerpauren" sich nicht an die Instruktionen gehalten.
In der Abrechnung wird eigens vermerkt, dass ein Bote nach Aistaig zum Denkenhauserbach geschickte wurde, der den Leuten dort sagte, wann sie ihr Holz einwerfen sollten.
Der Faktor Jacob Schmid selbst mußte sich aufs Pferd schwingen und eingreifen. Es hatten sich haufenweise "Ellenbogen" gebildet.
Nach dem sich das Flotz/ Holtz an Ettlichen Ortten versteckt und haufenweiß / Iber ain and gestanden, bis Ich der / Factor gehn Oberndorf, unnd / Aystaig geriten, und verschafft das / das Holtz wid In gang kume Zerung / und Roßlon Außgeben 1/2 Fl
Außerdem hatte der Müller von Aistaig sein "wendin" nicht geöffnet, so dass der Schwall wohl nicht stark genug war. Der Brunnenmeister Jacob Schweicker und der Gesödsschreiber ritten deswegen höchstpersönlich nach Aistaig. Auseinandersetzungen mit Müllern gehörten also auch damals zur Tagesordnung beim Flößen.